Die Meisten kennen wohl nur den song Hang on, sloopy - nicht selbst geschrieben, aber immerhin eine verdiente Nr. eins in den Billboard charts in USA (auch die Yardbirds versuchten sich daran, aber nicht überzeugend) - oder Fever.
Hört man sich die erste CD, Hang on, sloopy (1965) an, stellt man fest, daß die band ganz und gar nicht stilsicher war, sondern sich interessanterweise in den verschiedensten Genres ausprobierte, was geradezu verwirrend war. Alle 10 Minuten hatte man das Gefühl, eine völlig andere band zu hören, atemberaubend. Hervorstechend war der Gitarrist Rick Zehringer (später Rick Derringer genannt), der zu der Zeit schon als Virtuose auffiel (und nicht nur Gitarre spielte).
Das Gleiche gilt für die zweite LP "You make me feel so good" (auf der man sich u.a. an Stagger Lee oder Smokey Joe´s Cafe
versuchte, die auch Mike Love bzw. die Beach Boys vor bzw. hinter sich hatten). Auch die gut interpretierten covers Drive my car oder Sweets for my sweet wurden aufgenommen, verwirrten aber eben stilistisch. In Richtung Blues ging es mit Everyday I have to cry bereits ebenso - dazu sollte es später noch wesentlich ausführlicher kommen.
1968 kam es zur LP "The infinite McCoys" (der Name stammt übrigens von der Rückseite der Ventures single "Walk don´t run",
"The McCoy" - McCoy steht für das Wahre, das Einzige - eine Rolex Uhr für 20 Euro KANN z.B. keine echte sein), die ihrer Zeit weit voraus war. Völlig unkommerziell, obwohl singles ausgekopopelt wurden, die aber sang - und klanglos untergingen, aber hoch
interessant. Ein Gemisch aus Psychedelic, Jazz, Blues und abenteurlichen Soundexperimenten, für diese Zeit nahezu beispiellos. Erwähnenswert ist auch unbedingt der (hier bereits zweite) keyboarder Bobby Peterson, der seltsamerweise nach der Auflösung der band spurlos verschwand). Er war für diese Zeit in der Popmusik erstaunlich gut, sehr jazzorientiert.
Mit Human Ball (1969) ging es dann gnadenlos in Richtung Blues und ich denke, daß Rick Derringer damals zu den 10 weltweit besten Gitarristen zählte. Sein (eigener) Sound hatte sich seit Hang on Sloopy DERMASSEN wegweisend verändert, daß nan nur staunen kann. Seine Liveversion von Stormy monday blues ist atemberaubend, auch das Arrangement der band hierzu. Blues vom Feinsten, grandiose Virtuosität.
Auch die Albumcover der letzen beiden LPs waren künstlerisch ihrer Zeit weit voraus und recht mutig.
Danach schlossen sich die Brüder Rick Zehringer (ab nun "Derringer"), Randy Zehringer und drummer Randy Jo Hobbs Johnny Winter an und waren da vom Blues her natürlich bestens aufgehoben.
1976 erschien eine LP unter dem Namen "Glass Derringer" - Rick Derringer and the McCoys - die mir bisher jedoch nicht bekannt ist.
Ich kümmere mich darum.
Auch bei Johnny´s Bruder Edgar Winter war Rick Derringer aktiv und hat diverse Soloalben aufgenommen - die ich bisher nicht kenne.
Jedenfalls haben die McCoys in der Zeit von 1965 bis 1969 eine erstaunliche Wandlung vollzogen und mich (ich hatte die Alben seit bestimmt 20 Jahren nicht gehört) echt verblüfft. LOHNT SICH !