"RS 9/22" zu "Friends" > 20 große Homerecording-Alben
Verfasst: 19. Sep 2022, 16:04
Liebe Mitleser*innen im Forum,
die aktuelle Ausgabe des ROLLING STONE vom September hat eine größere Story zum Thema:
20 GROSSE HOME-RECORDING ALBEN
und als 1. Album sind unsere BBs mit "Friends" von 1968 aufgeführt.
Nachdem ich keinen Link zum Artikel gefunden hab, kommt hier der dazugehörige Text. Geschrieben hat ihn Maik Brüggemeyer (den sollten Viele ja kennen - Musikjournalist und Autor).
Und auch noch: Die meisten von Euch kennen die im Artikel erwähnten Vorder- und Hintergründe, aber ich finde, dass es gut geschrieben ist und wir uns darüber auch freuen können, sowas heute noch lesen zu dürfen. Mir geht's jedenfalls so - also schreib ich das gerne ab
"Man muss kein Pop-Historiker sein, um zu wissen, dass Brian Wilson nie gern das Haus verließ. Er hasste den Strand, er fürchtete das Mee, er mied -wegen Flugangst- irgendwann die Konzertreisen und verbarrikadierte sich im Studio oder in seinem Haus 10452 Bellagio Road in Bel Air. Dort ließ er Mitte 1967 während der Aufnahmen zu "Smiley Smile" von dem jungen Toningenieur Stephen Desper für sich und die BBs ein Heimstudio einrichten. Das nächste Album "Wild Honey" entstand fast vollständig dort, obwohl Wilson selbst relativ wenig an der Produktion beteiligt war. Vielleicht ein Grund für die schlechten Verkaufszahlen.
Für "Friends" schleppte Wilson sich jedenfalls -wohl auch auf Druck der Plattenfirma - wieder öfter aus seinem Schlafzimmer ins Studio und übernahm zum letzten Mal für lange Zeit die Kontrolle. Auch ein Großteil der Musik stammte von ihm. "Friends" ist für Beach-Boys-Verhältnisse eine Lo-Fi-Platte, ein kleines, intimes Album, das von einer Sehnsucht nach einem ruhigeren, unbeschwerten Leben inmitten der Natur erzählt. Die Lehren des indischen Gurus M.M.Yogi, dem Dennis Wilson, Al Jardine und Mike Love folgten, hinterließen hier ebenso Spuren wie eine Masseuse aus dem indischen Rishikesh, die Mike Love in "Anna Lee, The Healer" verewigte und Brian Wilsons Lektüren der amerikanischen Transzendentalisten Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau - auch wenn ihm die von ihnen propagierte freiheitliche, selbstverantwortliche und naturzugewandte Lebensführung so fremd war wie ein Surfbrett. Doch es gelang ihm durchaus, in Songs wie "Passing By" und "Busy Doin' Nothin" (in dem er übrigens erklärt, wie man zu seinem Haus an der Bellagio Road findet) eine innere Ruhe und Aufgeräumtheit zu evozieren. Auch der Hedonist Dennis Wilson wirkte überzeugend, wenn er in den beiden ersten Liedern, die er auf einem BB-Album unterbrachte (beide schrieb er mit dem Dichter Stephen Kalinich), das einfache Leben propagierte: "Now ist the time life begins/Take that simple path/And love will set you free/Live in harmony..."
Man merkt "Friends" den Druck nicht an, unter dei Band damals stand - es scheint ihr mit großem Abstand entspanntestes Album zu sein. Die BB kehrten für die folgenden Platten an die Bellagio Road zurück, aber Brian Wilson war nur noch selten im Studio und steuerte kaum Songs bei. Er blieb in seinem Schlafzimmer, wo eine Reihe von -teilweise nie vollendeten- Liedern entstand, die später in Anlehnung an Dylans "Basement Tapes" als "The Bedroom Tapes" in die Pop-Mythologie eingingen und großenteils bis heute nicht veröffentlicht worden sind."
Surf's up
die aktuelle Ausgabe des ROLLING STONE vom September hat eine größere Story zum Thema:
20 GROSSE HOME-RECORDING ALBEN
und als 1. Album sind unsere BBs mit "Friends" von 1968 aufgeführt.
Nachdem ich keinen Link zum Artikel gefunden hab, kommt hier der dazugehörige Text. Geschrieben hat ihn Maik Brüggemeyer (den sollten Viele ja kennen - Musikjournalist und Autor).
Und auch noch: Die meisten von Euch kennen die im Artikel erwähnten Vorder- und Hintergründe, aber ich finde, dass es gut geschrieben ist und wir uns darüber auch freuen können, sowas heute noch lesen zu dürfen. Mir geht's jedenfalls so - also schreib ich das gerne ab
"Man muss kein Pop-Historiker sein, um zu wissen, dass Brian Wilson nie gern das Haus verließ. Er hasste den Strand, er fürchtete das Mee, er mied -wegen Flugangst- irgendwann die Konzertreisen und verbarrikadierte sich im Studio oder in seinem Haus 10452 Bellagio Road in Bel Air. Dort ließ er Mitte 1967 während der Aufnahmen zu "Smiley Smile" von dem jungen Toningenieur Stephen Desper für sich und die BBs ein Heimstudio einrichten. Das nächste Album "Wild Honey" entstand fast vollständig dort, obwohl Wilson selbst relativ wenig an der Produktion beteiligt war. Vielleicht ein Grund für die schlechten Verkaufszahlen.
Für "Friends" schleppte Wilson sich jedenfalls -wohl auch auf Druck der Plattenfirma - wieder öfter aus seinem Schlafzimmer ins Studio und übernahm zum letzten Mal für lange Zeit die Kontrolle. Auch ein Großteil der Musik stammte von ihm. "Friends" ist für Beach-Boys-Verhältnisse eine Lo-Fi-Platte, ein kleines, intimes Album, das von einer Sehnsucht nach einem ruhigeren, unbeschwerten Leben inmitten der Natur erzählt. Die Lehren des indischen Gurus M.M.Yogi, dem Dennis Wilson, Al Jardine und Mike Love folgten, hinterließen hier ebenso Spuren wie eine Masseuse aus dem indischen Rishikesh, die Mike Love in "Anna Lee, The Healer" verewigte und Brian Wilsons Lektüren der amerikanischen Transzendentalisten Ralph Waldo Emerson und Henry David Thoreau - auch wenn ihm die von ihnen propagierte freiheitliche, selbstverantwortliche und naturzugewandte Lebensführung so fremd war wie ein Surfbrett. Doch es gelang ihm durchaus, in Songs wie "Passing By" und "Busy Doin' Nothin" (in dem er übrigens erklärt, wie man zu seinem Haus an der Bellagio Road findet) eine innere Ruhe und Aufgeräumtheit zu evozieren. Auch der Hedonist Dennis Wilson wirkte überzeugend, wenn er in den beiden ersten Liedern, die er auf einem BB-Album unterbrachte (beide schrieb er mit dem Dichter Stephen Kalinich), das einfache Leben propagierte: "Now ist the time life begins/Take that simple path/And love will set you free/Live in harmony..."
Man merkt "Friends" den Druck nicht an, unter dei Band damals stand - es scheint ihr mit großem Abstand entspanntestes Album zu sein. Die BB kehrten für die folgenden Platten an die Bellagio Road zurück, aber Brian Wilson war nur noch selten im Studio und steuerte kaum Songs bei. Er blieb in seinem Schlafzimmer, wo eine Reihe von -teilweise nie vollendeten- Liedern entstand, die später in Anlehnung an Dylans "Basement Tapes" als "The Bedroom Tapes" in die Pop-Mythologie eingingen und großenteils bis heute nicht veröffentlicht worden sind."
Surf's up